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COP28 – ein Durchbruch?

Am 13. Dezember ist die 28. Monsterveranstaltung namens COP (Conference of the Parties) in Dubai zu Ende gegangen. Trotz schlechten Voraussetzungen (eine Klimakonferenz, die von einem Ölscheich geleitet wird?) hat sich einiges ereignet, was noch vor wenigen Jahren undenkbar gewesen wäre. Die Vorgeschichte ist lang und ich hatte das Privileg, manchmal dabei zu sein.

Von Simon Aegerter

Es war im Sommer 1988 als die Öffentlichkeit erstmals wahrnahm, dass es ein Klimaproblem gibt. Der Klimatologe James Hansen, er arbeitete bei der NASA, referierte darüber vor dem US-Repräsentantenhaus. Er warnte eindringlich vor den Gefahren, die ein weiter steigender Gehalt an CO2 in der Luft mit sich bringen würde und er rief dazu auf, so schnell als möglich auf die Nutzung von fossilen Energiequellen zu verzichten. Die Rede hatte, gerade weil das Wetter sie zu bestätigen schien – der Sommer war heiss in Washington – ein weltweites Echo. Es sollte aber noch sechs Jahre dauern, bis sie Folgen hatte.

Im Jahr 1994 rief die UNO zu einer Umwelt-Konferenz nach Rio de Janeiro. Es ging nicht nur ums Klima. Umweltschutz, Nachhaltigkeit, Biodiversität und all die Schlagwörter, die wir täglich lesen, seit der Rio-Konferenz gehören sie zum Wortschatz. Dort entstand auch die «Agenda 21», eine Sammlung von 27 Massnahmen, welche die Erde bis 2030 vor allen Bedrohungen schützen sollten. Der Verzicht auf fossile Energiequellen gehörte dazu. Und natürlich der Aufruf zum Handeln.

Schon 1995 lud die UNO zu einer Konferenz nach Berlin um Massnahmen zum Klimaschutz zu diskutieren. Man nannte sie «Conferece of the Parties» (COP). Präsidiert hat sie Angela Merkel. Sie war damals Deutschlands Umweltministerin. Man beschloss, sich nächstes Jahr wieder zu treffen – zur COP-2.

Die COP-3 fand 1997 in Kyoto statt. Da hat man das bekannte Kyoto-Protokoll beschlossen, in dem sich viele Industrieländer verpflichtet haben, ihren CO2-Ausstoss um einen von ihnen bestimmten Prozentsatz zu verringern.

Die Länder nahmen sich mit der Ratifizierung Zeit. Als 2004 in Engelberg im Rahmen der «Academia Engelberg» eine Klimakonferenz stattfand, fehlte noch ein Staat, damit das Protokoll in Kraft treten konnte. Die russische Duma war am Verhandeln.

Ich hatte damals die Ehre, eine Session zu präsidieren. Referenten waren unter anderen Jennifer Morgan, ein amerikanisches Mitglied der Geschäftsleitung von Greenpeace International und der schweizerische «Energiepapst» Michael Kohn.

Nach ihrem Referat fiel Jennifer auf, wie sie ständig an ihrem Handy hing. Plötzlich schrie sie während Kohns Referat «Es ist geschafft! Die Russen haben ratifiziert! Das Kyoto-Protokoll kann in Kraft treten!» Nebenbei: Jennifer Morgan ist heute nach einer «Noteinbürgerung» Staatssekretärin im deutschen Wirtschaftsministerium.

Selbstverständlich hat das Kyoto-Protokoll nichts bewirkt. Die versprochenen Reduktionen hat niemand erreicht. Am besten die USA, weil sie die Stromproduktion von Kohle auf (Fracking-) Gas umgestellt haben.

Die nächste Etappe war COP-21 In Paris, 2015. Wieder sollten sich die «Parties» zu Reduktionszielen verpflichten – was sie auch taten. Interessanter war das Drumherum. Unser Sohn Daniel hatte die Stiftung «Energy for Humanity» gegründet, um Kernenergie als Lösung für das Klimaproblem zu propagieren. Diese Stiftung lud drei renommierte Klimaforscher, darunter den erwähnten James Hansen nach Paris ein, um eben diese Botschaft zu verkünden. Sie erhielten keinen Zutritt zum Konferenzgelände! Sie mussten versuchen, vor dem Eingang aufzutreten. Dabei haben die Kernenergiegegner ihre Informationspavillons zerstört.

Vorspulen zu COP 27: Im Schlussdokument der COP 27 in Sharm-al Sheik stand climate friendly anstelle von renewable. Damit war die Kernkraft ein wenig eingeschlossen. Zu Hoffnungen Anlass gab auch die Anwesenheit von Rafael Grossi, dem Generaldirektor der International Atomic Energy Agency (IAEA).

An der COP-28 in Dubai plötzlich der Durchbruch: Die Kernenergie ist plötzlich dabei – und wie! Volle 22 Staaten verpflichten sich, die Leistung der Kernenergie zu verdreifachen, darunter so unwahrscheinliche wie Moldowa oder Ghana, aber auch Schweden, UK und USA, Polen und Ungarn. Damit nicht genug: im Schlussdokument steht in Paragraf 28 der bemerkenswerte Satz: «Accelerating zero- and low-emission technologies including, inter alia, renewables, nuclear, abatement and removal technologies …»

«Vermehrter Einsatz von wenig oder nicht emittierenden Techniken wie unter anderem erneuerbare, nukleare, Vermeidungs- und Entfernungstechniken.»

Das ist sensationell. Zum ersten Mal hat das Wort nuclear es geschafft, in einem COP-Dokument zu erscheinen. Es ist aber auch Zeit!

Wie zu erwarten war, hat diese Sensation in den Schweizer Medien kaum ein Echo ausgelöst.

Dr. Simon Aegerter ist Physiker und Mitglied des Energie Club Schweiz.

Der renommierte Klimaforscher James Hansen erhielt in Paris keinen Zutritt zum COP-Konferenzgebäude.