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Herr Brand, bitte informieren Sie sich

«Kernkraft alleine löst das Energieproblem der Schweiz bis 2050 nicht», sagt Axpo-CEO Christoph Brand. Alleine nicht, aber mit Wasserkraft und etwas Photovoltaik schon. Dann braucht es keine 800 Windräder oder 100 Quadratkilometer Photovoltaik in den Alpen.

Von Irene Aegerter

In einem Interview mit CH Media, fordert der aktuelle Axpo-Chef Christoph Brand 800 Windräder und eine Alpinsolarfläche, die grösser als der Zürichsee ist. Gleichzeitig schreibt CH Media, dass sich der Axpo-CEO gegen neue Kernkraftwerke ausspricht. Die Verfahren seien zu lang und es fehlen die Investoren.

Wie man die Bewilligungsverfahren für neue und sichere Kernkraftwerke straffen und vereinfachen könnte, wird mittlerweile auch in der Schweiz breit diskutiert. Dazu äusserten sich beispielsweise der ehemalige stellvertretende ENSI-Direktor Georg Schwarz oder der Nuklearexperte und ETH-Professor Andreas Pautz (Artikel nach Publikation in der NZZ hinzugefügt).

Auch was die Bauverfahren und Kosten betrifft, scheint der Axpo-Chef nicht auf dem neusten Stand. Er sollte sich mal von seinen Mitarbeitenden im Kernkraftwerk Beznau informieren lassen, was sich in den letzten Jahren punkto Reaktorentwicklung getan hat und was ein neues Kernkraftwerk kostet und wie rasch die in Fabriken vorfabrizierten kleinen modularen Reaktoren mit passiven Sicherheitssystemen und Naturumlaufkühlung gebaut werden können. Die OECD auf alle Fälle verfolgt diese Entwicklung ganz genau und hat jetzt schon das zweite Dashboard zu Small Modular Reactors publiziert.

Auch die hiesige Akademie der technischen Wissenenschaften (SATW), hat dieses Jahr eine Broschüre zum Thema "Wie kann die Energieversorgung langfristig sichergestellt werden“ herausgegeben. Auf der letzten Seite steht: "Weiter sollen auch die Möglichkeiten weiterentwickelter, höchst sicherer Kerntechnologien aufgezeigt und deren Akzeptanz diskutiert werden. Dazu gehören insbesondere kleinere, modular aufgebaute Anlagen, sogenannte Small Modular Reactors (SMR).“

Solche Kernkraftwerke kann man heute bestellen. Sie könnten auch in der Schweiz 2035 in Betrieb gehen.

Wenn es die Schweiz ernst meint mit der Dekarbonisierung, dann muss sich Christoph Brand informieren. Aber nicht nur er – auch viele Politiker, Beamte, Wirtschaftsverbände, Klimajugend und Renovate Switzerland. Sie alle müssen sich mit den neuen sicheren, emissionsfreien Reaktoren auseinandersetzen.

In Finnland ist das gelungen, dort befürworten die Grünen und sogar Greenpeace die Kernenergie und 83 Prozent der Bevölkerung befürworten neue Kernkraftwerke. Damit kann die Kernenergie einen entscheidenden Beitrag zur Lösung des Klimaproblems leisten und gleichzeitig die wichtige Stromversorgung für Gesellschaft und Wirtschaft jederzeit – auch im Winter – bezahlbar sicherstellen.

Dr. phil. nat. Irene Aegerter ist Physikerin, ehemalige Vize-Direktorin des Verbandes Schweizerischer Elektrizitätsunternehmen (VSE), ehemalige Präsidentin Fachausschuss Strahlenschutz und Entsorgung (KSA) und ehemalige Vizepräsidentin der SATW. Sie ist Mitglied des Expertenbeirates des Energie Club Schweiz.

Schnellere Bewilligungsverfahren sind möglich - gebaut wird heute schon sehr schnell.