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Stromversorgungssicherheit gemäss Axpo

Die Axpo hat einen Plan skizziert, wie die Schweiz ihre Versorgungssicherheit mit Strom sicherstellen kann. Wir haben ebenfalls gerechnet und kommen auf ein anderes Resultat.

Christoph Brand, CEO der Axpo – dem grössten Stromproduzenten der Schweiz – will zeigen, wie sich die Schweiz bis 2050 sicher mit Strom versorgen kann. Er nimmt an, dass der Strombedarf bis dahin um 35% zunehmen werde. Diesen Strom will er hauptsächlich mit Fotovoltaik produzieren. Sieht es wohl der Verwaltungsrat auch so? Hat wohl jemand im Verwaltungsrat nachgerechnet? Es ist nämlich der Verwaltungsrat, der für die Strategie verantwortlich ist.

Zu diesem Plan ist einiges anzumerken:

  1. Die genannten 35% sind eine massive Unterschätzung. Der Bundesrat will ja bis 2050 eine klimaneutrale Schweiz, d.h. netto Null. Das heisst, wir müssen Gas und Erdöl durch Strom ersetzen. Auch wenn Strom durchschnittlich drei Mal effizienter ist als Gas und Öl, benötigen wir für den Ersatz nochmal soviel elektrische Energie, wie wir jetzt konsumieren, also nicht 35% mehr, sondern 100%. Dabei wird angenommen, dass weder die Bevölkerung noch die Wirtschaft wächst – eine höchst unwahrscheinliche Annahme.

  2. Die Axpo will den Strom mit Photovoltaik, Wind, Geothermie und Biomasse gewinnen. Wenn man die Szenarien genau anschaut, zeigt sich, dass Wind, Geothermie und Biomasse richtigerweise eine verschwindend kleine Rolle spielen. Eine Steigerung der Stromproduktion um 35% mit Photovoltaik erfordert eine Fläche von 120 Quadratkilometer Solarzellen (dreimal die Fläche des Bielersees) zu Kosten von 60 Milliarden Franken. Die notwendige Tag/Nacht-Speicherung dürfte diese Kosten nahezu verdoppeln. Damit könnte man 20 grosse Kernkraftwerke bauen, die ein Mehrfaches des benötigten Stroms produzieren könnten – aber die sind angeblich zu teuer.

  3. Im Winter sind die Tage halb so lang wie im Sommer und oft sieht man die Sonne tagelang nicht. Aber dann ist der Strombedarf am höchsten.

  4. Nach dem Auslaufen der Kernkraftwerke will Brand die Lücke mit Gaskraftwerken decken, die mit CO2-neutralem Gas betrieben werden. Um solches Gas herzustellen, braucht man Strom. Das ist also ein klassischer Zirkelschluss.

  5. In einem Interview mit dem Tagesanzeiger hatte CEO Christoph Brand am 13. Juli 2021 gesagt: «Es wäre absurd, eine CO2-neutrale Stromquelle wie die Kernkraft durch eine fossile zu ersetzen. Die Schweiz müsste sich schämen». Der Energie Club Schweiz berichtete im Sommer darüber und war über die ehrlichen Worte erfreut. Nun kommuniziert die Axpo drei Monate später so ziemlich genau das Gegenteil.

  6. Schliesslich hofft die Axpo im Winter auf Importe – volle 10 Milliarden Kilowattstunden (10TWh). Die wird es nicht geben, und zwar nicht wegen des fehlenden Stromabkommens, sondern weil auch unseren Nachbarn der Strom fehlen wird.

Axpo-CEO Christoph Brand im Interview mit SRF. Zumindest am Drehtag hätte die Solarenergie nicht genügt (Screenshot SRF).